Traditionelle Ernährung: Pelmeni / Knödel

Was ist „Traditionelle Ernährung“? – Das Potential vorindustriellen Wissens

Hier geht es darum, warum „Traditionelle Ernährung“ gut für uns ist, aber nicht viel mit Omas Rezepten und alten Kochbüchern zu tun hat.

Verwirrt darüber, was man essen soll?

Ständig gibt es neue Ernährungstrends, die durch das Weglassen bestimmter Nahrungsmittel eine gute Gesundheit versprechen. Mal sind Milchprodukte schlecht, dann wieder ist Getreide der Schuldige und so weiter. Kein Wunder, dass viele Menschen irgendwann verzweifeln, da es einfach keinen richtigen Weg zu geben scheint. Gleichzeitig gibt es viele neue Krankheiten – insbesondere chronische und psychische – trotz rasantem medizinischen Fortschritt!

Früher war das einfacher – es wurde gegessen, was das Land zu geben hatte. Und das hat normalerweise gereicht, um genug Kraft für körperlich anstrengende Arbeiten zu haben, psychisch stabil zu sein oder um in der Lage zu sein, Nachwuchs zu bekommen. Das Luxusproblem, sich über die Zusammensetzung der Ernährung Gedanken machen zu müssen, gab es nur in Städten. Die bäuerliche Ernährung war, wenn ausreichend Ressourcen zur Verfügung standen, eine „natürliche“.

Traditionelle Ernährung als Konzept bedeutet eine nicht-industrielle Ernährung. Eine Konsumart, die dem ähnelt, was man als Selbstversorger so essen würde. Die sich nach Jahreszeit und saisonaler Verfügbarkeit richtet und von allem ein bisschen nutzt. Vollwertige Produkte und schlichte Rezepte kennzeichnen sie. Mithilfe des Wissens früherer Generationen können wir lernen, intelligent mit der modernen Fülle umzugehen. Wie Traditionelle Ernährung zu mehr Gesundheit und Nachhaltigkeit beitragen kann, dass haben bereits viele historische Wissenschaftler für uns erforscht – beispielsweise Weston A. Price oder Robert McCarrison.

Traditionelle Ernährung ist NICHT klassische Oma-Rezepte

Viele denken vielleicht bei traditioneller Ernährung an einen Sonntagsbraten mit Klößen und Blaukraut, Krapfen oder Leberknödel-Suppe. Das ist mit Sicherheit ein Bestandteil traditioneller Ernährung. Allerdings gibt es viele dieser Rezepte auch „erst“ seit 100 oder 200 Jahren, denn traditionelle Ernährung befand sich schon immer in einem stetigen Wandel.

Wusstet ihr, dass das Aufkommen von Presse, Kochbüchern und Ratgeberliteratur um 1800 die Ess-Gewohnheiten in Deutschland komplett verändert hat? Beispielsweise hatte die berühmte Kochbuchautorin des 19. Jahrhunderts, Henriette Davidis, einen enormen Einfluss darauf, dass das Konservieren von Lebensmitteln nun in Weckgläsern oder als zuckerhaltige Marmeladen erfolgte. Davor wurde bevorzugt fermentiert, getrocknet und geräuchert. Diese Methoden lagen somit in Deutschland bereits vor 100 Jahren im Aussterben. Auch viele der scheinbar alten Familienrezepte stammen nicht aus generationenlanger Überlieferung, sondern wurden irgendwann mal von irgendeiner Uroma von einem Kalenderblatt oder Backpulver-Tütchen abgeschrieben.

Wäre es nicht eindeutiger, die auf dieser Webseite erforschte Ernährungsform als „vorindustrielle Ernährung“ zu bezeichnen? Vielleicht. Allerdings gibt bereits eine Bewegung, die auf den Erkenntnissen von Weston A. Price beruht und die sich „Traditionelle Ernährung“ nennt. An diese Bewegung knüpfen die Informationen dieser Webseite. Deshalb der Begriff!

Wenn traditionelle Ernährung so gesund ist, warum ist dann unsere Großelterngeneration so krank?

Tatsächlich kann das, was unsere Großeltern-Generation in Deutschland gegessen hat, nur noch selten als „Traditionelle Ernährung“ bezeichnet werden. Nicht nur, weil sich viele Nahrungsgewohnheiten schon durch das Aufkommen von Kochbüchern und anderer Literatur verändert hatten.

Bereits seit über 100 Jahren gibt es bei uns die Fertigprodukte von Maggie, Knorr & Co., die damals mit noblen Absichten für überforderte Arbeiterfrauen entwickelt worden waren. Etwa zeitgleich wurde durch das Raffinieren von Zuckerrüben ein Luxusprodukt plötzlich massentauglich: Zucker. Dieser war sättigend und verhältnismäßig billig. Es gab Zeiten, da galt er sogar als gesund! Mit dem Ergebnis, dass viele Leute im Alter von 20-30 Jahren kaum noch Zähne hatten.

Wusstet ihr, dass auch die Einführung von Kaffee der Gesundheit der Bevölkerung geschadet hat? Ganz früher war nämlich ein deftiges, kalorien- und nährwertreiches Frühstück üblich. Erst nach und nach rückte an dessen Stelle echter oder falscher Kaffe, der manchmal durch ein Weißbrot mit Marmelade ergänzt wurde. Und zu guter Letzt gab es durch die beiden Weltkriege leider viel Mangelernährung – genau die Zeit, zu der unsere Großeltern geboren wurden. Das Ziel war damals nicht Gesundheit, sondern Sattheit!

12 Grundsätze einer Traditionellen Ernährung

1) Traditionell ist nicht paleo, sondern vor-industriell.
2) Regionalität und Saisonalität der Lebensmittel.
3) Ausgewogenheit: Von allem ein bisschen, nichts in Massen!
4) Clean-eating – lecker und nahrhaft ohne künstliche Zusätze.
5) Meidung von Industriezucker – gibt es erst seit dem 18. Jahrhundert.
6) Naturbelassene Lebensmittel & verträgliche Kombinationen.
7) Frisches, vollwertiges Getreide.
8) Verwendung von naturbelassenen tierischen und pflanzlichen Fetten.
9) Nachhaltigkeit durch Nose-to-tail (jedes Bestandteil des Tieres findet Verwertung)
10) Vitalstoffe aus Wildkräutern, Fermenten, Knochenbrühen und Innereien.
11) Körperliche Stärke durch pflanzliche und tierische Rohkost-Elemente.
12) Gesundheit = Schönheit! Positiver Einfluss auf Haut, Haare und Figur.

Eine natürliche Lebensweise ohne Regeln und Verbote

Traditionelle Ernährung ist ein geniales Konzept. Ich wünsche, dass viele Menschen darüber erfahren und es ihnen hilft, unabhängig von verschiedenen Trends eine gesunde Einstellung zur Ernährung zu entwickeln.

Leider gibt es einige Ansätze, die aus der Traditionellen Ernährung eine neue Art von Diät entwickeln und es in manchen Aspekten übertreiben. Doch alles, was zu extrem gelebt wird, wird irgendwann belächelt. Extreme bergen außerdem immer die Gefahr von Mangelernährung. Deshalb liefert diese Webseite möglichst verschiedene Fakten zu historischer Ernährung und Gesundheit aus wissenschaftlicher Sicht. Diese Information soll jeder für sich selbst interpretieren und umsetzen, ohne dass ein Kult entsteht!

Quellen und weiterführende Literatur

  • Framke, Gisela (Hrsg.): Beruf der Jungfrau: Henriette Davidis und bürgerliches Frauenverständnis im 19. Jahrhundert, Oberhausen 1990.
  • Oddy, Derek J.: The diffusion of food culture in europe from the late eighteenth century to the present day, Prag 2005.
  • Teuteberg, Hans: Der Wandel der Nahrungsgewohnheiten unter dem Einfluß der Industrialisierung, Göttingen 1972.
  • Wikipedia: „Kochbuch
  • Titelbild von Pixabay

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4 Kommentare

  1. Mirû says:

    Vielleicht interessant in dem Zusammenhang:
    https://www.konstantin-kirsch.de/gundry-style

    1. Interessant, aber ich bin nicht so der Fan von solchen Ernährungs-Theorien. Deshalb betreibe ich ja diese Seite 🙂 Dr. Gundry hat schon wieder extrem viele Einschränkungen, an die sich ein instinktiv lebender Mensch ohne das theoretische Wissen darüber niemals halten würde. Ich bin auch dagegen, Flugobst und Obst außerhalb der Saison zu essen. Aber es gab schon immer Möglichkeiten, Obst z.B. durch Trocknen zu konservieren (siehe z.B. Beitrag über die Hunza). Auch baute man seltenst nur eine Art Getreide an, sondern je nach Jahreszeit verschiedene Sorten. Obwohl ich sehr gerne Hirse esse, würde ich mich nicht ausschließlich darauf beschränken wollen.

  2. Jana says:

    Wirklich sehr hilfreich, vielen Dank!
    Ich stehe noch ganz am Anfang und fühle mich etwas überfordert, wo ich am besten beginne. Momentan kaufe ich meine Lebensmittel noch hauptsächlich vom Discounter und gleichzeitig möchte ich das so schnell, wie möglich verändern.
    Deine Sicht und Forschung holt mich bei der Umstellung sehr ab!

    1. Das freut mich 🙂 Auch im Discounter kann man naturbelassene Produkte in Bio-Qualität finden. Besser, es etwas langsamer angehen zu lassen, als aufgrund von Überforderung aufzugeben! Viel Erfolg <3

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