Traditionelle Krapfen

Kann Frittiertes gesund sein? – Beispiel Krapfen

Faschings-Krapfen (Berliner) sind in vielen Teilen Deutschlands ein traditionelles Gebäck. In der Rhön beispielsweise wurden sie während der Faschingszeit je nach Region an unterschiedlichen Tagen gebacken. Dass diese in Fett frittierten Teigkugeln traditionell sind, ist klar. Aber können sie denn gesund sein?

Frittierte Snacks als traditionelles Nahrungsmittel

Frittiertes Essen gilt als eines der größten Übel der modernen Ernährung und wird generell mit Fastfood in Verbindung gebracht. Frittierte Gerichte gibt es jedoch auch traditionell in vielen verschiedenen Kulturen – sogar die allgegenwärtigen Pommes frites sind einer Tradition entsprungen! In Indien gehören frittierte Snacks und Süßigkeiten zu vielen religiösen Festen. Mit dem Aufkommen der Low-Fat-Diäten haben sie allerdings inzwischen auch dort einen ziemlich schlechten Ruf erlangt.

Die Inderin Rujuta Diwekar ist eine Ernährungswissenschaftlerin, die ich sehr schätze und über die ich bereits zuvor geschrieben habe. „Verzichtet am Diwali-Fest auf keinen Fall auf die traditionellen, frittierten Snacks!“, ermuntert sie die Inder. „Sie sind eine seltene Delikatesse, die es nur zu bestimmten Zeiten im Jahr gibt. Die Tradition, diese zuzubereiten und mit anderen zu teilen, stärkt Familie und Gesellschaft. Fett ist außerdem ein essentieller Nährstoff sowie wichtiger Bestandteil der Ernährung. Und es reguliert den Blutzuckerspiegel.“

Richtig Frittieren

Doch gibt es laut Rujuta bei der Zubereitung von Frittiertem Einiges zu beachten. „Erhitze das Fett langsam, denn wenn es zu heiß wird und den Rauchpunkt erreicht, wird es gesundheitsschädlich. Darauf zu warten, dass das Öl ganz langsam die richtige Temperatur erreicht und das Frittierte ganz langsam die richtige Bräune erlangt, lehrt uns zudem Geduld – eine wichtige Tugend, die jeder braucht!“

Auch die Wahl des richtigen Fettes ist entscheidend. „Butterschmalz (Ghee) oder nicht-raffiniertes Pflanzenöl wäre die Wahl deiner Oma“, erinnert Rujuta. „Welches Pflanzenöl, das ist abhängig davon, aus welcher Region du kommst und welche Ölpflanzen dort traditionell verwendet werden. Das kann bei uns in Indien zum Beispiel Senföl, Kokosöl oder Sesamöl sein. Solange das Öl natürlich gepresst und nicht raffiniert ist, eignet es sich bestens zum Frittieren. Im Gegensatz zu Ghee darf es jedoch nicht wiederverwendet werden. Deshalb sei sparsam wie Oma, und nutze nur so viel, wie es zum Frittieren braucht.“

Natürlich beachtet Rujuta auch den ökologischen Aspekt: „Verarbeitete Produkte enthalten raffiniertes Palmfett – damit macht ihr nur die großen Konzerne reich [und tragt zur Rodung von Regenwald bei]. Kauft regional und unterstützt die Kleinproduzenten!“

Gesunde Krapfen?

Was Rujuta auf die indische Kultur und Ernährung bezieht, können wir auch auf die Traditionen Mitteleuropas anwenden. Selbst gebackene Krapfen gibt es normalerweise nur ein mal im Jahr. Sie wurden traditionell in Schweinefett, Butterschmalz oder nicht-raffiniertem Öl gebacken und frisch genossen.

Im aktuellen Ernährungstrend gelten tierische Fette als sehr gesund (vgl. u.a. Shanahan; Campbell-McBride). Sie haben jedoch oft einen starken Eigengeschmack, was manch einem in Kombination mit etwas Süßem sehr ungewohnt erscheinen und die Freude am Krapfen nehmen kann. Kaltgepresstes, nicht raffiniertes Sonnenblumenöl oder Rapsöl sind gegenwärtig neben Butterschmalz die günstigsten regionalen Alternativen. Auch wenn sie in Deutschland noch keine lange Tradition haben, so haben sie diese in anderen Weltregionen. Sonnenblumenöl war im vor-kolumbischen Nordamerika heimisch, Rapsöl hingegen verwendet man bereits mehrere Jahrtausende in Ost-Asien zum Kochen.

Ob Frittiertes gesund oder gar gesundheitsschädlich ist, entscheiden also Zubereitungsweise und Menge. Als gelegentliche, nicht alltägliche Delikatesse und unter Beachtung von Rujutas Ratschlägen, kann Frittiertes somit gut für uns sein!

Rezept: Omas Krapfen

In der hessischen Rhön gab es die Krapfen erst am Sonntag nach Fasching, also bereits in der Fastenzeit! Am sogenannten „Huzelsonntag“ wurde ein großes „Huzelfeuer“ entfacht, drum herum getanzt, gesungen und die Kinder gingen mit Laternen. Danach gab es die Krapfen zusammen mit einer Sauce aus Hutzeln. Hutzeln, die dem Ganzen seinen Namen gaben, sind gedörrte Birnen. Ein ganz wichtiges, aber fast vergessenes traditionelles Nahrungmittel, über das ich ein anderes Mal mehr berichten werde.
Meine Uroma bereitete die Krapfen folgendermaßen zu:

  • Aus 500g Mehl, 50g Zucker, 60g Butter, 1/4l Milch, 1 ganzes Ei, 4 Eidotter und etwas Salz wird am Abend zuvor ein Hefeteig zubereitet.
  • Nachdem dieser über Nacht aufgegangen ist, formt man daraus kleine, längliche Laibchen und legt sie auf Geschirrtücher, wo sie nochmal kurz gehen gelassen werden.
  • In einem schmalen, tiefen Topf wird nun langsam Schmalz oder Öl erhitzt. Wenn man einen Holzstiel rein hält und sich daran kleine Blasen bilden, ist das Fett heiß genug.
  • Die Teig-Laibchen sind nun auf der Oberseite etwas trockener. Diese Seite muss zuerst ins Fett, damit die Krapfen gut aufgehen. Nun werden also mehrere Krapfen auf einmal einige Minuten pro Seite frittiert.
  • Die fertigen Krapfen können mit Hagebutten-Marmelade gefüllt werden, die man optimalerweise im Herbst aus selbstgesammelten Hagebutten gekocht hat 🙂
  • Aus dem restlichen Eiweiß bäckt Oma Plätzchen – dafür wird das Eiweiß aufgeschlagen und mit gemahlenen Nüssen und Zucker gemischt.
  • Tipps zur Aufwertung des Mehls findet ihr übrigens auf Instagram bei traditionell.gesund!

Ich hoffe, dass euch diese kleine Faschings-Ausgabe gefallen hat! Welche traditionellen frittierten Gerichte fallen euch noch ein?

Quellen & weiterführende Literatur

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4 Kommentare

  1. Markus says:

    Ich habe vor kurzem deine Seite entdeckt und finde sie sehr interessant und lehrreich. Permakultur bzw. bachhaltigkeit und Weston Price haben sehr mein interesse für einheimische Kulturen in Nordamerika geweckt (ich pflanze auch die drei Schwestern in meinen Garten in Dänemark an). Und alles was ich bis jetzt gelesen habe hatten einheimische in den mittleren/nördlicheren Teil von Nordamerika schon Sonnenblumen seit Jahrtausenden angepflanzt aber haben kein Sonnenblumenöl verwendet, sondern nur Tierfett, wie Bison oder Bärenfett. Hast du Quellen bezüglich den Konsum von Sonnenblumenöl?
    Eine meiner Quellen ist Gilbert Wilson, der zwischen 1907-1918 die Hidatsa Indianer bzw. Buffallo Bird Woman besucht hat und sehr viel Informationen über ihr Leben bereitgestellt hat. Bei Interesse finde ich aber gerne noch weitere Quellen heraus.

    1. Hallo Markus,
      so weit habe ich tatsächlich noch nicht recherchiert. Hier ist mein Vorbild Indien, die viele verschiedene Pflanzenöle nutzen. Zudem Nostalgie zur russischen Küche, mit der ich zum Teil aufgewachsen bin und mit der ich den Geschmack von Sonnenblumenöl in den Salaten verbinde. Ich habe diesen Punkt auch nicht wissenschaftlich hinterlegt, aber ich werde es gerne mal nachholen auf die Gefahr hin, dass ich meine Meinung zu Sonnenblumenöl ändere 😉
      Viele Grüße!

  2. Daniel says:

    Hallo liebe Julia, danke deinem inspirierenden Blog Artikel.

    Mich würde interessieren ob du Quellen hast, die zumindest einen Hinweis / Indiz geben, dass Rapsöl schon seit mehreren Jahrtausenden in Ost-Asien zum Kochen verwendet wird. In einem Wikipedia Artikel, hatte ich gelesen, dass – in meinen Worten kurzgefasst – Raps erst seit einer bestimmten Züchtung in den späten 1960er-Jahren ( mehr ) als Lebensmittel zur menschlichen Ernährung geeignet ist. https://de.wikipedia.org/wiki/Raps%C3%B6l

    Möglich, dass das nicht stimmt.

    LG Daniel

    1. Hallo lieber Daniel, ich entschuldige die späte Antwort und danke für das Kompliment für den Artikel! Zu deiner Frage:
      1. Wenn du ins englische Wikipedia schaust, sieht es dort direkt ein wenig anders aus. Da steht unter anderem: „Rapeseed oil is one of the oldest known vegetable oils. … Brassica oilseed varieties are some of the oldest plants cultivated, with documentation of its use tracing back to India from 4,000 years ago, and use in China and Japan 2,000 years ago.“
      2. Zu unterscheiden ist zwischen den englischen Begriffen „rapeseed oil“ und „canola-oil“ Fälschlicherweise werden beide auf Deutsch mit Rapsöl übersetzt. Dabei handelt es sich bei rapeseed-oil um ein Naturprodukt, welches in vielen asiatischen Ländern seit tausenden von Jahren zum Kochen verwendet wird. „Canola-Oil“ hingegen ist eine Markenbezeichnung vom Konzern Unilever für ein hochverarbeitetes Kunstöl auf Rapsbasis, welches tatsächlich sehr ungesund ist. Auf Deutsch heißt leider beides „Rapsöl“. Sally Fallon und Mary Enig schreiben dazu über das Naturprodukt u.a: „In the context of healthy traditional diets … rapeseed oil … does not pose a problem. In fact, erucic acid is helpful in the treatment of adrenoleukodystrophy …“.
      Das ist, was ich dir nach einer kurzen Recherche dazu antworten kann. Gerne recherchiere ich das Thema irgendwann mal ausführlich und mit ordentlichen Quellen. Viele Grüße!

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